Gleichzeitig mit dem Bau des Eifelstalls sollte eine Krippenlandschaft entstehen, die mit einem Bachlauf versehen ist und das Wasser sollte ein Mühlrad antreiben. Immer wieder hatten wir in den Jahren zuvor erkennen können, dass Kinder dann besonders interessiert unsere Krippenaufbauten beobachten, wenn Wasser über ein kleines Mühlrad läuft, ein kleiner Wasserfall oder ähnliche Artikel, die mit Wasser betrieben werden, ins Geschehen eingebracht werden.
Noch bevor unser Eifelstall gebaut wurde, war schon eine Wassermühle entstanden, die dem Maßstab der Eifelkrippe angepasst war. Bei der Suche nach geeigneten Mühlen waren wir im Internet auf eine Mühle in Österreich, genauer in der Nähe der Jausenstation Ötscherhias, gestoßen, die für unsere Vorstellungen besonders geeignet erschien. Und so haben wir wie beim Bau des Eifeler Krippenstalls Pläne erstellt und das Mühlrad danach gebaut.
Das Ziel war eigentlich, den geplanten Bach wie in einer Quelle am Fuße des Krippenstalls entspringen zu lassen, um dann in einem Bogen die Mühle zu erreichen, die Ihr Wasser aus einem Oberlauf beziehen sollte. Anschließend sollte das Wasser des Bachlaufs und des Mühlenzuflusses in einen kleinen See fließen, von dem aus versteckt das Wasser mittels einer Pumpe wieder zu den Anfangspunkten befördert werden sollte.
Zunächst erfolgten einige Recherchen im Internet in diversen Foren der Modelleisenbahnfreunde, die als wahre Meister in der Landschaftsgestaltung in Miniaturmaßstäben am Werk sind und so manch nützlicher Tipp konnte diesen Seiten entnommen werden. Sehr zu empfehlen sind auch die Kataloge und Baubeschreibungen, die von den bekannten Herstellern für das Zubehör für Modellbahnen, wie beispielsweise von den Firmen Faller, Noch und vielen weiteren angeboten werden.
Inzwischen waren wir schon im Spätsommer angelangt und die Zeit drängte, um unsere gesamte Landschaft nebst Krippenstall, Wassermühle und Bachlauf pünktlich zum Beginn des Euskirchener Weihnachtsmarktes präsentieren zu können.
Nun wurde jede Minute der freien Zeit eingesetzt, um das Gesamtprojekt pünktlich abschließen zu können. Mein Schwiegersohn Mike Zander stand mir hilfreich zur Seite. Ohne seine tatkräftige Mithilfe wären wir sicher nicht rechtzeitig fertig geworden.
Zunächst besorgten wir uns im Baumarkt Styroporplatten verschiedener Stärken sowie einige Platten Styrodur. Während die Styroporplatten hart, brüchig und körnig sind und sich am besten mithilfe eines erhitzten Messers oder direkt mit der Flamme eines Brenners, wie er sonst für Lötarbeiten eingesetzt wird, bearbeitet wird, lässt sich das meist blau oder grünlich eingefärbte Styrodur, das eine sehr feine und druckfeste Struktur besitzt am besten mithilfe eines scharfen Messers schneiden. Das Material kann anschließend mit Schleifpapier auf die gewünschte Form geschliffen werden und behält seine feine Struktur. Dies ist mit Styropor nicht möglich. Zunächst wurden im vorgesehenen Bereich für den Bachlauf dicke Styroporplatten ausgelegt und der Bachlauf wurde vorgezeichnet. Mit dem Brenner wurde vorsichtig das Material weggeschmolzen, bis ein gleichmäßig tiefes Bachbett entstand. Nun wurden in den gesamten Bachbereich Zeitungsstücke mit Tapetenkleister in mehreren Lagen eingeklebt und auch die Übergangsbereiche zur übrigen Landschaft etwas überlappend beklebt. Einerseits wird die durch das Einbrennen entstandene grobe Struktur etwas geglättet, weiter bekommt das Material etwas mehr Stabilität und die Oberfläche mit Zeitungspapier dient später als Trennmittel für das aufzubringende Laminat.
Der gesamte Verlauf des Bachbettes wird mittels Epoxidharz und Glasfasergewebe auslaminiert und ist danach absolut wasserfest und sehr stabil.
Hier hat Epoxidharz klare Vorteile. Durch die Wahl diverser Härter ist beinahe jede Aushärtezeit bestimmbar und die Verarbeitung bei diesem Artikel nicht mit den Gerüchen zu vergleichen, die bei der Arbeit mit Polyesterharz frei werden. Epoxidharz bietet noch eine weitere Reihe klarer Vorteile in der Verarbeitung sowie in den technischen Eigenschaften, die allerdings bei einem so simplen Projekt wie unserem Bachlauf keine Bedeutung haben.
Ich empfehle für alle Laminierarbeiten die Produkte der Firma R&G Faserverbundstoffe aus Waldenbuch, deren Produktkatalog über www.r-g.de bezogen werden kann. R&G hat für sämtliche Arbeiten im Bereich Flüssigkunststoffe die passenden Produkte im Sortiment. Wir haben bei unseren Arbeiten folgende Produkte eingesetzt: Epoxidharz L, Härter L, Glasfilamentgewebe 163 g/m², Baumwollflocken und Thixotropiermittel.
Nachdem unsere Form (der tapezierte Bachlauf) gut durchgetrocknet ist, kann die Arbeit des Laminierens beginnen. Zunächst werden entsprechende Stücke des Gewebes zugeschnitten. Das bestellte Material hat eine Gewebebindung, die ein Formen in alle Richtung zulässt und daher für den kurvigen Verlauf des kleinen Flüsschens bestens geeignet ist. Als Nächstes kann unsere Form mit herkömmlichen Bohnerwachs bzw. einem speziellen Trennwachs eingestrichen werden, das später bei der Entformung des fertigen Laminats hilfreich ist. Epoxidharz wurde entsprechend der Herstellerangaben angemischt und die Arbeit konnte beginnen.
Zunächst wird die Form dünn mit Epoxidharz eingepinselt. Danach werden die vorgeschnittenen Gewebestücke von der Mündung zu Quelle ausgelegt und mit einem Pinsel an die Formwände getupft. An der Farbveränderung des Gewebes von weiß in einen gräulichen Farbton wird erkennbar, wenn das Gewebe entsprechend durchtränkt ist. Wichtig ist hierbei, möglichst sparsam mit Harz umzugehen. Die Gewebestruktur sollte immer klar erkennbar bleiben. Stellen, an denen sich das Gewebe schlecht einbringen lässt, wurden mit Epoxidharz unterfüttert, das vorher mit Baumwollflocken eingedickt wurde. Eine zweite Schicht Gewebe wurde Nass in Nass auf die erste Schicht auflaminiert. Dies wird in jedem Fall reichen, dem Bachlauf eine ausreichend stabile Form zu geben.
In der Zeit der Trocknung wurde der kleine See hergestellt. Hier dient als erstes tragendes Gerüst ein feiner Maschendraht, ähnlich einem Fliegendraht. Wir haben uns allerdings für das falsche Material entschieden, da das harte Gewebe nur eine bedingte Verformung zuließ. Ein weicher Draht ermöglicht es hier, mehr Struktur in die Formgebung zu bringen, damit der See nicht derart künstlich gerundet wirkt wie in unserem Fall. Hier kommt dann das sogenannte Thixotropiermittel zum Einsatz. Es bewirkt bei Zugabe zum Harz lediglich, das es etwas eindickt und von senkrechten Flächen nicht so schnell ablaufen kann.
Nach der Durchtrocknung des Flusslaufs wurde in Versuchen das richtige Gefälle für eine ausreichende Fließgeschwindigkeit ermittelt, bevor Flusslauf und See miteinander verbunden werden. Mit kleinen zugeschnittenen Holzklötzen, die wir auf der Unterseite anlaminiert haben, bekam das Ganze den nötigen Halt und die anderen Bereiche der den Bachlauf umgebenden Landschaft wurden grob vorgeformt und durch das Auflegen weiterer am Außenbereich abgerundeter Styroporplatten terrassenförmig aufgebaut. Ein vorsichtiges Berühren der Styroporoberfläche mit dem Brenner ergibt eine weiche hügelige Oberfläche. Für Bereiche, in denen Treppenstufen angebracht werden sollten, wurde das Styropor ausgeschnitten und vorgeschnittene Stufen aus Styrodur eingesetzt. Die Stufen wurden mittels Schleifen an den Kanten schön gerundet und im Trittbereich ein wenig hohl geschliffen, um eine ausgetretene Stufe anzudeuten.
Nachdem die Landschaft die gewünschte Struktur erhalten hatte, wurde die gesamte Fläche mit dünn angemischtem Gips verspachtelt. Die Bereiche des Bachlaufs und des kleinen Sees wurden mittels Airbrush farbig gestaltet und noch einmal mit einer dünnen Schicht Epoxidharz überzogen.
Abschließend kam wieder eine Technik der Modelleisenbahner zum Einsatz. Die große Fläche der Landschaft sollte begrast werden. Alle Hersteller von Modelleisenbahnzubehör halten hierzu die unterschiedlichsten Materialien bereit. Die Palette reicht von in Struktur und Farbe unterschiedlichsten Grasfasern, bis hin zu unzähligen Granulaten, die zur Weggestaltung verwendet werden können.
Bei der elektrostatischen Begrasung wird die Fläche zunächst in einem dunklen Braunton gestrichen. Danach haben wir diese Fläche in kleinen Partien mit Epoxidharz eingepinselt. Dann werden die einzelnen Grasfasern über das Begrasungsgerät mittels Hochspannung in den Klebstoff geschossen (bei Flächen, die nicht mit Wasser in Berührung kommen, reicht verdünnter Weißleim). Bis zur Trocknung des Leims beziehungsweise des Harzes bleiben die Fasern durch die statische Aufladung stehen und bilden anschließend eine dichte Fläche, die sehr haltbar ist und selbst mit einer Bürste gereinigt werden kann.
Die Abschlussarbeiten unseres Selbstbaus wurden durch den Einsatz von Korkrinde, Moosen und Steinen vorgenommen, um der gesamten Fläche ein lebendiges Aussehen zu geben. Rechtzeitig wurde alle Komponenten unserer Landschaft fertiggestellt und kamen inzwischen schon mehrere Male auf dem Euskirchener Weihnachtsmarkt zum Einsatz, wo sie Bewunderung bei den Besuchern hervorriefen.
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